„Vorhang auf für ein Experiment, dem wir guten Erfolg und von Woche zu Woche steigende Zuschauerzahlen wünschen“, schrieb Walter Wimmer, damaliger Herausgeber der Borbecker Nachrichten am 25.8.1972 im Kommentar seiner Zeitung. Dabei bezog er sich auf eine neu geschaffene Einrichtung von Jugendlichen in der Pfarrei St. Maria Immaculata. Geboren war die „AG One Filmothek“. Das Kinosterben der sechziger Jahre war vorbei, keines der zehn Lichtspielhäuser im Großraum Borbeck hatte überlebt. Nun hatten sich einige Jugendliche zusammengefunden und wollten das Kino in Borbeck wiederbeleben. Samstags um 19.30 Uhr (nach der Vorabendmesse) und Sonntags um 16.00 Uhr und um 19.30 Uhr wurden die Filme in den alten Jugendräumen der Pfarre aufgeführt. Diese alten Jugendräume befanden sich unter der Kirche: Der große Gruppenraum diente als Kinosaal und der zwei Meter höher gelegene kleine Gruppenraum als Vorführzimmer. Es wurde ein 40 cm * 40 cm großer Durchbruch geschaffen, um die Filme in den großen Gruppenraum zu projizieren. Und es ging nicht um einfache Unterhaltungsfilme, nein, es sollten anspruchsvolle Filme sein. Der Eintrittspreis betrug 2 DM. Und man wollte auch Erwachsene ansprechen; dieser Anspruch hat sich manchmal realisieren lassen, doch meistens hielten sich nur Jugendliche in dem Kino auf. Das erste Programm bot folgende Filme:
Borbeck, oder zumindest ein Teil der Borbecker, war froh, wieder einen Ort zu haben, wo man Kino schauen konnte. Im Jahresrückblick der Borbecker Nachrichten wurde die Wiederbelebung der Kinolandschaft eigens erwähnt.
Innerhalb der Pfarrei stabilisierte sich diese Filmarbeit ebenfalls. Vorführungen fanden nun regelmäßig alle 14 Tage statt. Dar damalige Jugendrat veranstaltete dazu unregelmäßig Feiern. Es wurde seinerzeit als Mangel empfunden, daß z. B. keine Möglichkeit bestand, sich gemeinsam über einen soeben gesehenen Film zu unterhalten. Daraufhin wurde der obere der beiden Räume (Vorführraum) an den Filmwochenenden zum gemütlichen Beisammensein geöffnet. Dies erwies sich als sehr wirksam und fand starke Resonanz.
Die Filme wurden zusehens teurer, aber man hielt konstant an den Eintrittspreisen fest. Noch am 31.8.1973 titelte man in den Borbecker Nachrichten: „Filmothek hält Preise“. Mit dem Jahr 1974 wurde nun aus der „Filmothek“ die „Kurbel“. Am 2.März 1974 wurde das erste Programm unter dem neuen Namen veröffentlicht:
Filmothek war jetzt die Aufgabe, Kurbel der Name.
Ende 1974 wurden dann die Räumlichkeiten während der Woche an drei Tagen geöffnet. Die "Kurbel" hatte zwei Aufgabenbereiche "Pinte" und Filmarbeit.
Im Jahre 1977 wurde sie auf Initiative des Pfarrers und der verantwortlichen Gremien der Pfarrei geschlossen. Ausschlag gebend hierfür war wohl, dass man sich wegen diverser Vorkommnisse Sorgen um den Ruf der Gemeinde machte.
Nun blieben die Räume bis 1978 geschlossen. Ostern des Jahres wurden sie unter dem Namen "Metropolitain" wieder eröffnet. 1979 begann auch die Filmarbeit wieder. Es gründete sich innerhalb der Metro ein eigener Filmclub, der sich nun „Filmriss“ nannte. Weil sich die Filmarbeit als so zeitintensiv erwies, wurde diese von der „normalen“ offenen Arbeit ausgegliedert. In einem internen Papier zur Jugendarbeit in St. Maria Immaculata im Jahre 1982 hieß es: „Man wollte das Komitee entlasten und eine intensivere, bildungsmäßig mehr orientierte Arbeit leisten“. Es fanden wieder regelmäßig Filmvorführungen an jedem zweiten Wochenende statt. Zusätzlich wurden donnerstags Filme gezeigt; hierbei handelte es sich um zusammenhängende Themenreihen: zum Beispiel Western, Werner-Herzog Filme und DDR. Zur Information der Besucher wurde halbjährlich ein Programmheft herausgegeben. Man finanzierte sich über Werbedias und Eintrittsgelder. Zusätzlich wurden die Filme auch in benachbarten Gemeinden gezeigt.
Die Arbeit in den Räumlichkeiten endete dann noch in den achtziger Jahren. Was als „Experiment“ gestartet war, hatte sich fasst zwanzig Jahre gehalten. Den damaligen Besuchern der Kurbel / Metro ist die Filmarbeit noch heute ein Begriff.
Der Kommentar von Walter Wimmer: